Herzlich willkommen beim Mitgliederforum im DVF (Deutscher Verband für Fotografie e.V.), bereitgestellt durch den DVF-Landesverband Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern. Ein Forum für alle Mitglieder des DVF.
Die Ausrichtung von fotografischen Wettbewerben stellt an Teilnehmer und Ausrichter regelmäßig hohe Anforderungen. Dies gilt für offene nationale und internationale Wettbewerbe wie auch für Wettbewerbe des DVF auf Bundes- und Landesebene gleichermaßen. Die Idee einer möglichst gerechten und transparenten Bewertung aller Wettbewerbsbeiträge steht dabei immer im Vordergrund – soviel sollte zumindest für DVF-Wettbewerbe konstatiert werden. Und sind wir einmal alle ehrlich: In der Bewertung von Fotografien (wie auch von anderen kreativen Ausdrucksformen) spielt die subjektive Wahrnehmung von Bewertenden immer eine Rolle. 1 + 1 ist da eben nicht immer 2. Auch wenn es immer wieder Meinungen gibt, die (unbelegt) behaupten, Bewertungsgerechtigkeit sei zu erreichen.
Trotzdem gibt es regelmäßig Stimmen, die für DVF-Wettbewerbe nach kompetenten und qualifizierten Jurorinnen und Juroren rufen, ohne dabei zu definieren was genau Kompetenz und Qualifikation ausmacht. Kataloge mit einer Vielzahl ausgeklügelter Kriterien, die mit einem Punkteraster hinterlegt werden sollen, in der Kriterieninterpretation aber wieder fußballfeldgroße Freiräume zulassen, sollen helfen Bewertungen objektiver zu gestalten. Und für die geforderte Transparenz sollen dann alle Teilnehmenden für jeden ihrer Wettbewerbsbeiträge die detaillierte Jurybewertung erhalten.
Wer glaubt eigentlich ernsthaft, dass das innerhalb eines durch ehrenamtlich arbeitende Mitglieder getragenen Verbands realisiert werden kann und leistbar ist? Keiner der offenen nationalen und internationalen Wettbewerbe, die sich durch nicht unerhebliche Teilnahmegebühren von teilweise hunderten Teilnehmern oder mehr finanzieren und somit (mindestens die finanziellen) Ressourcen hierfür hätten, leistet m.W. so etwas. Für diese Wettbewerbe wird auch nicht hinterfragt, ob die Jury kompetent und qualifiziert war/ist. Das wird vorausgesetzt. Teuer muss doch gut sein! Für den DVF mit seinen ehrenamtlich arbeitenden Funktionsträgern jedoch soll all dies umgesetzt werden!? Die Vorstellung dessen, was (nicht nur im DVF, sondern bei fotografischen Wettbewerben generell) umsetz- und leistbar ist, gehen doch erheblich an der Realität vorbei und basieren bestenfalls auf den vermeintlichen Erfahrungen als Teilnehmer, nicht jedoch als Ausrichter und/oder Organisator. Zumal die Bereitschaft der aktiven Mitarbeit und Unterstützung (nicht nur) bei Wettbewerben im DVF gegen Null geht. Von einigen beständigen Ausnahmen, denen ausdrücklicher Dank gilt, abgesehen.
Woher kommt diese Anspruchshaltung? Aus reinem Gerechtigkeitssinn und Objektivitätswahn? Oder ist es die latente Enttäuschung, bei Wettbewerben nicht so erfolgreich zu sein, wie man es erwartet und erhofft hat? Für Letzteres spricht, dass es im DVF offensichtlich eine Handvoll Mitglieder gibt, die Erfolge bei einem Wettbewerb als Garantie für mindestens gleichwertige Erfolge bei anderen Wettbewerben sehen (siehe auch das Vorwort des DVF-Präsidenten in der Ausgabe 10-2021 des DVF-Journals) oder deren Punkteversessenheit auch nicht vor Post-Jurierungs-Diskussionen mit dem Ausrichter Halt machen.
An dem Anspruch über Wettbewerbsbeteiligungen fotografisches Optimierungspotenzial ziehen zu können, kann es m.E. nicht liegen. Sonst würden Angebote, die dies abseits von Wettbewerben und mit viel größerer Effektivität und Effizienz bieten, sicher viel stärker in Anspruch genommen werden oder zumindest angeregt werden.
Zugegeben – das sind z.T. provokante Ausführungen. Nicht die einzigen zu diesem Thema in den vergangenen Jahren, wie man beispielhaft im Internet recherchieren kann:
Vielleicht wird aber gerade dadurch eine letztlich sachlich-kontroverse Diskussion eröffnet, in deren Verlauf sich praktikable/umsetzbare und gleichzeitig qualitätsverbessernde Optionen entwickeln. Rein technokratische oder idealistisch-verklärte Ansätze bringen weder den DVF noch irgendeinen Fotowettbewerb weiter. Und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Wettbewerbe auch nicht.
Never ending Story. Zu diesem Thema haben sich bereits zahlreiche erfahrene Fotografen, Wettbewerbsteilnehmer und Juroren geäußert. Eine für alle zufriedenstellende Lösung des "Problems", wie gerne gefordert wird, kann und wird es nicht geben.
Mir ist nicht bekannt, ob bei Hobby-Angler-Vereinen, deren Mitglieder ja auch regelmäßig Wettangeln veranstalten, ebenfalls ein solch harnäckiger Ehrgeiz besteht.
Woher kommt die Verbissenheit und der Mangel an Souveränität beim Beurteilen und Bewerten von Fotos der anderen Fotoclub-Mitglieder und Wettbewerbsteilnehmer? Zu nahezu jedem Foto, das ich und wir alle irgendwo vorlegen kann man nach wenigen Google-Minuten ein besseres Bild mit dem gleichen Motiv im Internet finden. Das heißt nicht, dass wir aufhören sollen zu fotografieren, ganz im Gegenteil: Das sollte uns anspornen weiterzumachen, besser und erfolgreicher zu werden. Fotografieren macht einfach Freude und ist eine großartige Beschäftigung, sich künstlerisch-kreativ auszudrücken. Der Wettbewerb sollte aber nicht die einzige oder Haupt-Motivation sein.
Zum Thema: Die objektive Bewertung wird es in der Kunst nie geben. Auch wenn man sich als Juror um Objektivität bemüht, und das sollte selbstverständlich sein, wird dies nie zu 100 Prozent gelingen. Der "subjektiven Wahrnehmung" kann man sich nicht total erwehren. Deshalb hat mein angenommenes Foto, das nach meiner Meinung (und der meiner Frau) mindestens eine Urkunde verdient hat, was die unfähige Jury leider nicht erkannt hat, doch noch andere Chancen bei weiteren Wettbewerben.
Natürlich ist es toll, wenn man die Ergebnisse erfährt und liest, dass das eigene Foto positiv bewertet wurde. Aber lasst uns die Wettbewerbsteilnahmen etwas sportlicher und humorvoller nehmen.
In den vergangenen Tagen habe ich ein Stadtfoto, das ich kürzlich in Berlin aufgenommen habe, bearbeitet, ausgedruckt und bei mir in der Wohnung an die Wand gehängt. Gefällt mir gut, bin begeistert. Deshalb habe ich es einem Fotofreund, den ich seit Jahren kenne und mit dem ich ständig Fotos austausche an eine E-Mail gehängt. Prompt kam die Antwort: Prima Foto, schöne perspektivische Linien, klasse SW-Bearbeitung, aber schade, dass der Kirchturm an der linken Seite so stark angeschnitten ist. Beim Lesen war ich sauer. Aber über mich selbst! Ich habe es wirklich nicht bemerkt. Das Foto hätte bei einem Wettbewerb keine Chance gehabt. Natürlich bin ich meinem Freund dankbar für die Kritik.
Gibt es eigentlich gute Juroren? Für mich ist ein guter und souveräner Juror jemand, der beim Bewerten sagt: Das Foto mag ich nicht. Nie würde ich so fotografieren. Aber es ist von Motivauswahl, Perspektive, Beschnitt und Bearbeitung sehr gelungen. Dafür gebe ich die volle Punktzahl.
Wettbewerbe sind immer Wundertüten und das macht auch nichts. Man sollte die Teilnahme einfach sportlich sehen und keine großen Erwartungen hegen. Umso schöner ist es wenn man dann von einem guten Ergebnis überrascht wird. Eine Bewertung von Fotografie und anderer Kunst kann meiner Meinung nach nie wirlich objektiv sein. Klar kann man eine Reihe formaler Kriterien anlegen. Aber es gibt Bilder, an denen nach allen formalen Kriterien nichts verkehrt ist, die aber dennoch bei mir als Betrachter nichts bewegen und die ich genauso schnell vergessen habe wie ich sie betrachtet habe. Es gibt Bilder, die ich in ähnlicher Form schon 100 mal gesehen habe und mich deswegen kalt lassen. Dann gibt es Bilder, die im Kopf bleiben, und vielleicht nicht einmal scharf sind. Als Juror würde ich Bilder, die mir im Kopf bleiben, etwas in mir auslösen, immer höher bewerten als welche, bei denen das nicht der Fall ist. Ich denke, es geht vielen Juroren so und daher ist das Ergebnis eines Wettbewerbs immer ein Spiegel der Sichtweise der Jurorinnen und Juroren und das ist auch okay so. Nachträgliches Jammern gegenüber ehrenamtlichen Ausrichtern von Wettbewerben finde ich einfach nur zum Fremdschämen.
Natürlich gibt es kein objektives (Einzel-) Urteil über Fotografie, weil sie eben individuell und subjektiv ist. Aber sie ist natürlich keineswegs beliebig. Sonst könnten wir sämtliche Ausbildungsstätten für künstlerische Fotografie schließen und das Examinieren aufgeben. Aus meiner Sicht ist das relativ objektivste Urteil über Bilder, die Summe vieler subjektiver Urteile und das möglichst von qualifizierten Juroren. Das ist übrigens auch der einzige Sinn für die Teilnahme an Wettbewerben. Ich habe mir früher in meinen Hochzeiten als Teilnehmer internationaler Wettbewerbe, immer dadurch einen guten Überblick verschafft, indem ich eine gleiche Bildauswahl horizontal - also zeitgleich - bei zahlreichen Wettbewerben eingereicht habe. Und natürlich gibt es gute und schlechte, sowie passende und unpassende Juroren. Ein Angestellter eines Buchverlages für Fotografie kann bestimmt hervorragend Bildbände layouten, aber bei einem DVF-Wettbewerb würde er vielleicht total scheitern und ein gestandener DVF-Juror würde wahrscheinlich die Probezeit in einem Verlag nicht überstehen. Also, wie oft im Leben, es muss halt passen...
Zitat von Manne im Beitrag #4Aus meiner Sicht ist das relativ objektivste Urteil über Bilder, die Summe vieler subjektiver Urteile und das möglichst von qualifizierten Juroren …
… Und natürlich gibt es gute und schlechte, sowie passende und unpassende Juroren.
Womit wir wieder bei folgenden Fragen wären: Wer ist ein qualifizierter Juror bzw. was definiert ihn oder sie als solchen? Wann ist ein Juror gut, schlecht, passend oder unpassend? Oder andersherum: Warum sollte ein Galerist oder Fotoredakteur per se eine derartige Qualifikation nicht haben? Solange DVF-ferne Juroren nur „vielleicht (total) scheitern“ kommt es auf einen (oder mehrere) Versuch(e) an.
Ja, in homöopathischer Dosierung ist nichts gegen zu sagen - auch im DVF fängt ja ein Juror irgendwann mal an. Man darf nur nicht den Denkfehler machen, dass externe Juroren per se besser sind als renommierte, erfahrene DVF´ler. Im besten Fall sind sie anders...
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Objektive und transparente Jurierungen- geht das überhaupt?
29.01.2022 01:00 (zuletzt bearbeitet: 29.01.2022 18:57)
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